Erxleben

Der Ortsteil Erxleben stellt sich vor:

Foto: Corrie Leitz

Kirche in Erxleben

Foto: Ralf Engelkamp

Straßenansicht von Erxleben

Foto: Ralf Engelkamp

Haus in Erxleben

Erxleben liegt etwa vier Kilometer südlich von Osterburg. Mit knapp 300 Einwohnern (Stand 2015) gehört es zu den größeren Dörfern der Einheitsgemeinde Osterburg, welcher Erxleben mit dem ehemaligen Ortsteil Polkau seit Juli 2009 angehört. Das heutige Dorf besteht aus zwei Teilen - dem eigentlichen Erxleben und dem bis 1938 selbständigen Dorf Möckern, welches sich westlich der Straße Polkau - Osterburg anschließt. Insbesondere an der Nord-Süd-Achse von Erxleben - der Bundesstraße B 189 - gibt es noch viele der für die Region typischen Vierseithöfe.


Frühe Ortsgeschichte

Erxleben wurde 1238 erstmals urkundlich erwähnt, wird aber schon spätestens am Ende des 12. Jhdt. bestanden haben, da ein Teil des Dorfes unter jenen Gütern war, mit welchen Graf Albrecht von Osterburg das damals gegründete Kloster Krevese ausgestattet hatte. Nach Erxleben benannte sich ein ritterliches Geschlecht, welches i. J. 1278 erstmals urkundlich auftrat, allerdings bereits 100 Jahre später nicht mehr im Ort ansässig war und offenbar auch keinerlei Besitzungen bzw. Berechtigungen mehr hier hatte. Seit 1362 gehörte der Großteil der Besitzungen im Dorf der Familie von Bartensleben auf Wolfsburg, von welcher er nach deren Erlöschen in der männlichen Linie 1746/47 an die Familie von der Schulenburg überging. Diese Familien übten daher auch das Patronatsrecht über die Erxlebener Kirche aus. Daran erinnern noch heute u. a. die Initialen „E.W.B.“ an dem aus der Mitte des 17. Jhdt. stammenden Altaraufsatz. 1344 werden Erxleben und Möckern gemeinsam in einer Urkunde genannt. Über die frühe Geschichte von Möckern ist kaum etwas bekannt. Der Legende nach wurde das Dorf im Dreißigjährigen Krieg zerstört und durch die einzigen Überlebenden - einen Jüngling und ein Mädchen - in unmittelbarer Nähe zu Erxleben neu gegründet. Dass beide Dörfer so eng bei einander liegen, ist tatsächlich für die Gegend ungewöhnlich.


Die Dorfkirche

Äußerlich weist die im Kern romanische und in der Gotik nochmals umgebaute vierteilige Feldsteinkirche trotz weiterer baulicher Veränderungen, darunter dem barocken Sakristeianbau, noch interessante romanische Relikte auf. Dazu zählen insbesondere das noch heute benutzte, qualitätsvoll gearbeitete Hauptportal auf der Nord- und ein später vermauertes Portal auf der Südseite.

Der durch eine einzigartige Chor-Längstonne dominierte Innenraum beeindruckt mit einer teilweise erhaltenen mittelalterlichen Ausmalung im Apsisbogen und einer sehenswerten Ausstattung. Dazu gehören ein aufwändig verzierter Altaraufsatz aus der Mitte des17. Jhdt., eine barocke Kanzel (um 1718), ein Taufengel (1729), ein hölzerner Opferstock (17. Jhdt.) sowie Relikte eines gotischen Schnitzaltars. Neben der noch vorhandenen Stahlglocke a. d. J. 1917 besaß die Erxlebener Kirche eine wertvolle, aus der Zeit um 1500 stammende Bronzeglocke, welche sich heute im Glockenmuseum in Apolda befindet. Die Erxlebener Kirche erhielt stattdessen die Glocke aus der Kirche in Niedergörne - jenes Dorfs, welches in den 1970er Jahren der Baustelle des dort geplanten Kernkraftwerkes weichen musste.


Erxleben und Möckern vom 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts

Um 1800 lebten in Erxleben 193 Menschen, in Möckern 81. Die wirtschaftliche und soziale Struktur beider Dörfer entsprach noch ganz den spätfeudalen Verhältnissen. So gab es in Erxleben zwölf Ganz- und vier Halbbauernhöfe, elf Kossatenhöfe, aber auch 13 grundbesitzlose Einlieger. Drei Familien verdienten als Leinweber ihren Lebensunterhalt. In Möckern sah es ähnlich aus. Hier gab es acht Ganzbauern- und zwei Kossatenhöfe, einen Büdner, vier Einlieger, eine Leinweberfamilie. In der ersten Hälfte des 19. Jhdt. erfolgte dann wie in allen anderen altmärkischen und preußischen Dörfern auch in Erxleben und Möckern die Separation der zuvor noch dem Flurzwang unterworfenen bäuerlichen Ländereien und die Ablösung der feudalen Berechtigungen, die die Bewohner beider Dörfer in erster Linie der Familie von der Schulenburg auf Wolfsburg bzw. deren Vogtei Messdorf schuldeten. Damit wurde auch der freie Grundstücksverkehr einschließlich Besitzteilungen und -vergrößerungen möglich. Diese grundlegenden Reformen führten zusammen mit anderen Faktoren seit der Mitte des 19. Jhdt. zu einem Aufschwung der Landwirtschaft.  Begleiterscheinung war aber auch eine zunehmende soziale Differenzierung.  Gleichzeitig kam es im 19. Jhdt. zu einem recht bedeutenden Bevölkerungswachstum. Bereits bis 1840 hatte sich die Einwohnerschaft von Erxleben um etwa 28 Prozent und die von Möckern sogar um 69 Prozent erhöht. Im Zuge dessen entstanden in beiden Dörfern neue kleine Grundstücke sogenannter Häusler - eine zeittypische Erscheinung. Auf vielen prosperierenden Höfen setzte eine rege Bautätigkeit ein.

Einen nicht unwesentlichen Anteil an der weiteren Entwicklung des Orts hatte sicherlich der Bau der Chaussee Stendal-Osterburg im Jahre 1842. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts setzte sich das Bevölkerungswachstum fort, wenn auch in etwas geringerem Tempo. - Bis zum Ende des 19. Jhdt. (1895) stieg die Einwohnerzahl in Erxleben auf 326 und in Möckern auf 141 und erreichte um 1912 ihren Höchststand (Erxleben 362, Möckern 144; 1936: 324 bzw. 141). In gut 110 Jahren hatte sich damit die Einwohnerzahl in Erxleben um 87 Prozent, in Möckern um mehr als drei Viertel erhöht. Um 1913 gab es in Erxleben acht und in Möckern drei Bauernwirtschaften von mehr als 40 Hektar Größe, darunter insgesamt drei Höfe mit Flächen um die 80 Hektar.


Entwicklung während der Nachkriegszeit und in der DDR

Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen stellte auch für Erxleben eine Zäsur in der Entwicklung des Ortes dar. 1945 wurde das Erxlebener Pfarrhaus zeitweilig von russischen Truppen besetzt, die sogen. „Paterkoppel“ diente als Gefangenenlager. Möckern musste sogar komplett geräumt werden, weil hier für kurze Zeit eine russische Garnison eingerichtet wurde. In dieser Zeit waren beide Dörfer durch eine Bretterwand getrennt.

Während die im Herbst 1945 eingeleitete Bodenreform keine Auswirkungen auf Erxleben hatte - hier gab es keine Enteignungen, stellte der enorme Zustrom von Evakuierten, Kriegsflüchtlingen und Vertriebenen auch die Erxlebener vor große Herausforderungen. Hatten 1936 in Erxleben und Möckern insgesamt 465 Menschen gelebt, so waren es im Herbst 1946 692. Das entsprach einem Anstieg um fast 49 Prozent. Etliche blieben zunächst im Ort, so dass Erxleben 1959 immer noch 585 Einwohner zählte. Bereits 1950 war Polkau eingemeindet worden.

Das folgende Jahrzehnt stand vor allem im Zeichen der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft. Bereits im Dezember 1952 wurde die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft „Freie Erde“ gebildet. Dabei handelte es sich bereits um eine LPG vom Typ III, in welche nicht nur die landwirtschaftlichen Flächen, sondern auch Gebäude sowie das lebende und tote landwirtschaftliche Inventar eingebracht wurden. 1957 bewirtschaftete die Genossenschaft 571 Hektar. Unter erheblichem politischem Druck gründeten die verbliebenen Einzelbauern im sogen. „Sozialistischen Frühling“ des Jahres 1960 die LPG „Goldene Ähre“.  Sie wählten dabei das kleinstmögliche „Übel“ und bildeten eine Genossenschaft vom Typ I - hier wurde nur der Boden gemeinsam bewirtschaftet. Die zweite Hälfte der 1960er Jahre war in der Landwirtschaft durch die Bildung von Kooperationsgemeinschaften gekennzeichnet. In einer solchen KOG waren auch die beiden Erxlebener Genossenschaften mit jenen von Polkau, Ballerstedt, Düsedau und Osterburg vereint. Die Kooperationen wurden in den folgenden Jahrzehnten ausgebaut und vertieft, die einzelnen Genossenschaften spezialisierten sich in deren Rahmen auf Tier- oder Pflanzenproduktion. Erxleben wurde zum Standort einer 400er Milchviehanlage. Im Rahmen einer Kooperation der Genossenschaften Erxleben, Osterburg und Düsedau bei der Schweinehaltung entstand in Polkau eine Mastanlage für zunächst 700 Tiere. 1989 hatte die LPG Erxleben einen Bestand von 7.375 Schweinen. Die landwirtschaftlichen Flächen in Erxleben wurden bereits seit Jahren von der LPG Pflanzenproduktion Osterburg der Kooperation Osterburg bewirtschaftet, zu welcher auch Erxleben gehörte. Insgesamt waren es mehr als 6.300 Hektar in den Gemarkungen Osterburg, Düsedau, Erxleben und Meseberg. Während es um 1960 noch eine Vielzahl kleiner Handwerks- und Gewerbebetriebe in der Gemeinde gegeben hatte, verschwand ein Großteil von ihnen in den folgenden Jahrzehnten.


Entwicklung seit der politischen Wende von 1989/90

Die politische Wende 1989/90 brachte wie allerorts neben der langersehnten politischen Freiheit auch für die Erxlebener erhebliche Einschnitte im Alltagsleben mit sich. Infolge des Verlustes zahlreicher Arbeitsplätze in der näheren Umgebung und im Zusammenspiel mit der allgemeinen demographischen Entwicklung sank auch die Einwohnerzahl im Dorf drastisch, der Rückgang ist bis heute nicht gestoppt. Eine Reihe in den letzten Jahren neu errichteter Eigenheime gibt jedoch Anlass zur Hoffnung, zeugt dies doch davon, dass Erxleben auch heute als Lebensmittelpunkt attraktiv ist. Wenn auch der überwiegende Teil der Erxlebener schon lange nicht mehr in der Landwirtschaft tätig ist, ist diese doch noch nicht vollständig aus dem Dorfleben verschwunden. Die meisten Flächen sind zwar verpachtet, aber im Dorfteil Möckern gibt es noch zwei private Landwirtschaftsbetriebe, die u. a. Rinderhaltung betreiben. Außerdem sind im Dorf mehrere Gewerbebetriebe ansässig. Die frühere zehnklassige Oberschule wurde vor etlichen Jahren in eine Förderschule umgewandelt. Das dörfliche Leben wird vor allem durch den Frauenchor, den Sportverein und die Freiwilligen Feuerwehren Erxleben und Polkau bestimmt.


Text: Corrie Leitz (Historikerin)
Diese Ortsbeschreibung wurde mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des Tourismusprojektes 2015-2017 erstellt.