Polkau

Der Ortsteil Polkau stellt sich vor:

Foto: Ralf Engelkamp

Kirche in Polkau

Foto: Ralf Engelkamp

Straßenansicht in Polkau

Foto: Ralf Engelkamp

Dorfteich in Polkau

Polkau - anmutig in Wiesen und Felder gebettet - ist ein typisches Straßendorf und liegt etwa sieben Kilometer südlich von Osterburg. Als ehemaliger Ortsteil von Erxleben gehört Polkau seit Juli 2009 zur Einheitsgemeinde Osterburg. In Polkau gibt es noch zahlreiche Hofanlagen aus dem 19. Jahrhundert, deren Fachwerkgebäude teils mit interessanten Bauinschriften versehen sind. Außerdem ist die Feldsteinkirche einen Besuch wert. Neben einer interessanten Ausstattung verfügt sie im Gegensatz zu vielen anderen der Gegend noch über einen Großteil der originalen spätromanischen Fensteröffnungen. Dass Polkau Charme hat, beweist die Tatsache, dass das Dorf im Jahre 2000 sogar zum Drehort für den Film "Die Tanke" wurde.


Vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert

Die urkundliche Ersterwähnung Polkaus stammt aus dem Jahre 1282. Der Ortsname - damals „polekowe“ - ist slawischer Herkunft und erinnert damit daran, dass die Gegend vor der deutschen Kolonisierung der östlichen Altmark im 10. Jhdt. von Slawen besiedelt war. In den folgenden Jahrhunderten gingen die slawischen Einwohner dann in der deutschen Bevölkerung auf.

Polkau benannte sich eine ritterliche Familie, welche mit Henricus de Polchave bereits für das Jahr 1200 bezeugt ist, aber spätestens seit dem ausgehenden 14. Jhdt. nicht mehr im Dorf ansässig war. Stattdessen erscheint Polkau als markgräfliches Dorf, außerdem hatten damals und in den folgenden Jahrhunderten mehrere adlige Familien, darunter die von der Schulenburg, von Rochow, von Vinzelberg und von Lüderitz umfangreiche Berechtigungen im Dorf. Die Kellergewölbe eines möglicherweise zu dem früheren Rittersitz gehörenden Gebäudes sollen bei Bauarbeiten Ende des 19./Anfang des 20. Jhdt. gefunden worden sein. Das Gut wurde allerdings bereits 1820 dismembriert und heute weist nichts auf seinen ehemaligen Standort hin. Von der mittelalterlichen Geschichte des Dorfes kündet daher nur noch die dreiteilige spätromanische Feldsteinkirche am westlichen Dorfrand. Im 17./18. Jh. war das kleine Dorf Sitz einer der sechs kurfürstlich brandenburgischen Landreitereien in der Altmark. Der Landreiter unterstand in der Altmark dem Landeshauptmann und war als berittener Bote für gerichtliche, fiskalische und administrative Maßnahmen zuständig.


Die Dorfkirche

Die dreiteilige spätromanische Feldsteinkirche liegt auf dem von einer Feldsteinmauer umgebenen Kirchhof. Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen ist bei dieser Kirche ein Großteil der originalen Fensteröffnungen erhalten geblieben, wenn sie auch im 19. Jahrhundert mit Putzrahmungen versehen worden sind. Die Bögen des ursprünglichen Hauptportals und der Priesterpforte auf der Nordseite von Schiff und Chor wurden bereits zur Bauzeit in Backstein ausgeführt. Das vermutlich etwas später aufgesetzte Glockengeschoss hat spitzbogige, ebenfalls aus Backstein gemauerte Fensteröffnungen. Der Sakristeianbau erfolgte wohl wie in Erxleben in barocker Zeit. Die Kirche besitzt mit dem Altaraufsatz auf der gemauerten Mensa und einem Taufengel vom Anfang des 18. Jhdt. sowie der Kanzel a. d. J. 1691 eine sehenswerte barocke Ausstattung. Am Chorgestühl a. d. J. 1887 ist ein Teil des ehem. Patronatsstuhls a. d. J. 1581 verbaut worden.


Vom 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts

Zu Beginn des 19. Jhdt. lebten in Polkau 157 Menschen, die wirtschaftliche und soziale Struktur entsprach noch ganz den spätfeudalen Verhältnissen. So gab es 13 Ganz- und zwei Halbbauernhöfe, sieben Kossatenhöfe sowie vier Handwerkerfamilien, außerdem 14 grundbesitzlose Einlieger. In der ersten Hälfte des 19. Jhdt. erfolgte dann wie in allen anderen altmärkischen und preußischen Dörfern auch in Polkau die Separation der zuvor noch dem Flurzwang unterworfenen bäuerlichen Ländereien und die Ablösung der feudalen Berechtigungen, die damals in erster Linie dem Amt Tangermünde zustanden. Damit wurde auch der freie Grundstücksverkehr einschließlich Besitzteilungen und -vergrößerungen möglich.

Diese grundlegenden Reformen führten zusammen mit anderen Faktoren seit der Mitte des 19. Jhdt. zu einem Aufschwung der Landwirtschaft. Begleiterscheinung war aber auch eine zunehmende soziale Differenzierung. Gleichzeitig kam es im 19. Jhdt. zu einem recht bedeutenden Bevölkerungswachstum. Dies war auch in Polkau zu verzeichnen, erhöhte sich doch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Einwohnerzahl um knapp 40 Prozent auf 219 (1895), bis 1930 sogar auf 246. Im Zuge dieser Entwicklung wurde auch in Polkau auf vielen Höfen umfangreich gebaut. Etliche der oft großen Fachwerkhäuser der zweiten Hälfte des 19. Jhdt. prägen noch heute das Dorfbild. Zu Beginn des 20. Jhdt. gab es in Polkau acht Bauernwirtschaften mittlerer Größe (43-62 Hektar) und einen großbäuerlichen Betrieb von 90 Hektar.


Entwicklung während der Nachkriegszeit und in der DDR

Die Nachkriegszeit brachte auch für Polkau erhebliche Veränderungen mit sich. Während die im Herbst 1945 eingeleitete Bodenreform keine Bedeutung für Polkau hatte, stellte die Unterbringung und Versorgung der zahlreichen Evakuierten, Kriegsflüchtlinge und Vertriebenen auch für Polkau eine Herausforderung dar. Hatten 1936 225 Menschen im Dorf gelebt, so waren es im Herbst 1946 359 - ein Anstieg um 59 Prozent. Noch 1959 lag die Einwohnerzahl mit 263 erheblich über dem Vorkriegsstand. Ein Teil der Neuankömmlinge war im Dorf verblieben. Bereits 1950 wurde Polkau nach Erxleben eingemeindet.

Das folgende Jahrzehnt stand vor allem im Zeichen der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft. Im Frühjahr 1953 wurde die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft mit dem Namen „Einigkeit“ gebildet. Dabei handelte es sich bereits um eine LPG vom Typ III, in welche nicht nur die landwirtschaftlichen Flächen, sondern auch Gebäude sowie das lebende und tote landwirtschaftliche Inventar eingebracht wurden. 1960 war schließlich auch Polkau vollgenossenschaftlich - der sogen. „Sozialistische Frühling in der Landwirtschaft“ hatte dafür gesorgt, dass auch die letzten Einzelbauern ein „Einsehen“ hatten.

Die zweite Hälfte der 1960er Jahre war in der Landwirtschaft durch die Bildung von Kooperationsgemeinschaften gekennzeichnet. In einer solchen KOG waren auch die beiden Erxlebener Genossenschaften mit jenen von Polkau, Ballerstedt, Düsedau und Osterburg vereint. Die Kooperationen wurden in den folgenden Jahrzehnten ausgebaut und vertieft, die einzelnen Genossenschaften spezialisierten sich in deren Rahmen auf Tier- oder Pflanzenproduktion. In Polkau entstand eine Schweinemastanlage für 700 Tiere.

Gegen Ende der 1980er Jahre bewirtschaftete die LPG Pflanzenproduktion Osterburg der Kooperation Osterburg, zu welcher auch Polkau gehörte, mehr als 6.300 Hektar in den Gemarkungen Osterburg, Düsedau/Calberwisch, Erxleben/Polkau und Meseberg.


Entwicklung nach der Wende

Die politische Wende 1989/90 brachte wie allerorts neben der langersehnten politischen Freiheit auch für die Bewohner von Polkau erhebliche Einschnitte im Alltagsleben mit sich. Infolge des Verlustes zahlreicher Arbeitsplätze in der näheren Umgebung und im Zusammenspiel mit der allgemeinen demographischen Entwicklung sank auch die Einwohnerzahl im Dorf drastisch, der Rückgang ist bis heute nicht gestoppt. Dennoch leben die Polkauer gern in ihrem Dorf. Viele der Einwohner haben - u. a. mit Hilfe des Dorferneuerungsprogramms - ihre Höfe ansprechend saniert. In der Altgemeinde Erxleben gibt es mehrere aktive Vereine, z. B. den Frauenchor, welche wie auch die Feuerwehr auch in Polkau für Abwechslung im dörflichen Alltag sorgen.


Text: Corrie Leitz (Historikerin)
Diese Ortsbeschreibung wurde mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des Tourismusprojektes 2015-2017 erstellt.