Storbeck

Der Ortsteil Storbeck stellt sich vor:

Foto: Ralf Engelkamp

Kirche in Storbeck

Foto: Hansestadt Osterburg

Freiwillige Feuerwehr Storbeck

Foto: Hansestadt Osterburg

Straßenansicht von Storbeck

Storbeck liegt eingebettet in Wiesen und Felder etwa drei Kilometer südwestlich von Osterburg. Auf zwei Seiten wird es vom Kleinen Markgraben umflossen, welcher auch die Storbecker von der Flessauer Flur trennt. Seit 2009 gehört das Dorf als ehemaliger Ortsteil von Flessau zur Einheitsgemeinde Osterburg. Fährt man auf der Kreisstraße von Osterburg in Richtung Bismark durch Storbeck, so passiert man lediglich den jüngeren Teil des Ortes, sind doch die ältesten Gehöfte in diesem Bereich wohl erst mit dem Bau der Chaussee Osterburg - Bismark im Jahre 1855 entstanden. Mehr als hundert Jahre später kam eine Reihe von Eigenheimen südlich der Kreisstraße hinzu. Überregional bekannt ist Storbeck seit vielen Jahren für seinen regelmäßig stattfindenden Wiesen- und Scheunenflohmarkt.


Frühe Geschichte des Dorfs

Einige hundert Meter südlich der Chaussee - befindet sich der alte Kern des 1238 als "sturbecke" erstmals urkundlich erwähnten Dörfchens. An der alten Dorfstraße ist die ursprüngliche Struktur des Orts, welcher in den ersten Jahrhunderten nur aus einigen wenigen Gehöften bestand, noch gut ablesbar, auch wenn heute kaum noch einer der einst typischen Vierseitenhöfe vollständig erhalten ist.

Von einem im Mittelalter hier vorhandenen Rittersitz findet sich allerdings keine Spur mehr und auch in der historischen Überlieferung tritt die nach dem Ort benannte ritterliche Familie nur ein einziges Mal - im Jahre 1215 im Gefolge des Grafen Siegfried von Osterburg - in Erscheinung. Spätestens seit der ersten Hälfte des 14. Jhdt. hatte das Kloster Krevese Besitz in Storbeck. Im Jahre 1375 gehörte ihm offenbar bereits der größte Teil des Orts und als im Jahre 1562 das nun markgräfliche ehemalige Klostergut im Tausch gegen das Gut Burgstall an die Familie von Bismarck überging, war auch Storbeck unter den im Vertrag benannten dreizehn Eigendörfern des Klosters. Heute ist wie vielerorts die Kirche am östlichen Ende des alten Dorfs der letzte verbliebene bauliche Zeuge der frühen Ortsgeschichte. Daran, dass Storbeck im 18. Jhdt. eine Durchfahrtsstation auf der Postkutschenroute Magdeburg - Lenzen war, erinnert noch immer ein steinerner Wegweiser an der alten Wegegabelung Osterburg - Klein Ballerstedt - Storbeck.


Die spätromanische Dorfkirche

Die dreiteilige spätromanische Kirche ist u. a. durch ihren während der Bauzeit vorgenommenen Materialwechsel interessant, welcher vermutlich nach dem Vorbild der Klosterkirche Krevese erfolgte. - Der Bau wurde in Feldstein begonnen und bis zu etwa zwei Meter Mauerhöhe ausgeführt, anschließend aber mit Backsteinen fortgesetzt. Die baulichen Veränderungen späterer Jahrhunderte sind an der Außenhaut des Gebäudes gut ablesbar. - 1891 erhöhte man die Dächer vom Schiff und vom Chor, veränderte die Fenster, vermauerte die alten Portale und legte das neue Westportal im Turm an. Auch der Anbau des Bahrenhauses am Turm stammt aus dieser Zeit. Bei der Vermauerung des Nordportals wurde damals ein barocker Grabstein eingefügt, welcher an den 1728 verstorbenen Pfarrer Johannes Weidemann erinnert. Der alte Teil des Chorgiebels wird durch ein Stromband ausstehenden Läufern geziert. Im Kircheninnern sind ein qualitätsvoller spätgotischer Taufstein (1520) mit Johanneskopf sowie der Altaraufsatz und die Kanzel sehenswert - letztere stammen noch aus der Zeit einer umfassenden Erneuerung im Jahre 1712 unter dem Patronat der Familie von Bismarck. Unweit der Kirche - an der Verbindungsstraße zur Chaussee - befindet sich das im Jahre 1900 errichtete ehemalige Pfarrhaus.


Vom 19. Jahrhundert bis 1945

Zu Beginn des 19. Jhdt. lebten in Storbeck 140 Menschen, die wirtschaftliche und soziale Struktur entsprach noch ganz den spätfeudalen Verhältnissen. So gab es sieben Ganz- und zwei Halbbauernhöfe, sechs Kossatenhöfe, außerdem sechs Haushalte ohne eigenen Grundbesitz und drei Leineweber. In der ersten Hälfte des 19. Jhdt. erfolgte dann wie in fast allen altmärkischen und preußischen Dörfern auch in Storbeck die Separation der zuvor noch dem Flurzwang unterworfenen bäuerlichen Ländereien und die Ablösung der feudalen Berechtigungen - in erster Linie der Familie von Bismarck. Damit wurde auch der freie Grundstücksverkehr einschließlich Besitzteilungen und -vergrößerungen möglich. Diese grundlegenden Reformen führten zusammen mit anderen Faktoren seit der Mitte des 19. Jhdt. zu einem Aufschwung der Landwirtschaft. Begleiterscheinung war aber auch eine zunehmende soziale Differenzierung. Gleichzeitig kam es im 19. Jhdt. zu einem recht bedeutenden Bevölkerungswachstum. In den meisten Dörfern, so auch in Storbeck, entstanden im Ergebnis dieser Entwicklung immer mehr sogen. Grundsitzerstellen - kleine Anwesen mit geringem Grundbesitz, welche keine ausschließliche Ernährung von der Landwirtschaft mehr erlaubten, so dass die Besitzer im Haupterwerb anderen Tätigkeiten nachgehen mussten. Waren Einwohnerzahl und -struktur um 1840 noch mit jener vom Beginn des Jahrhunderts vergleichbar, so nahm der Ort ab der Mitte des Jahrhunderts eine rasante Entwicklung. Ausdruck dessen waren ein Anstieg der Zahl der Wohngebäude von 23 im Jahre 1840 auf 41 im Jahre 1895. Die Einwohnerzahl erhöhte sich zwischen 1840 und 1871 um fast 48 Prozent auf 213, sank in den folgenden Jahrzehnten allerdings wieder etwas (1895: 200; 1912: 182). Neben den vielen kleinen und mittleren bäuerlichen Wirtschaften gab es zu Beginn des 20. Jhdt. vier größere Höfe, welche Flächen zwischen 64 und 97 Hektar bewirtschafteten, wobei neben dem Ackerbau auch die Rinderhaltung eine Rolle spielte. Von der fortschreitenden Entwicklung des Ortes zeugte auch der 1939 begonnene Neubau der Dorfschule, welcher allerdings erst nach Kriegsende vollendet werden konnte.


Die Nachkriegszeit

Zeit nach 1945 brachte auch für die Storbecker einschneidende Veränderungen. Der bereits in den letzten Kriegsjahren begonnene Zuzug von Evakuierten setzte sich nahezu nahtlos mit einem großen Zustrom von Kriegsflüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten und dem Sudetenland fort und erreichte auch Storbeck. Während im Jahre 1936 170 Menschen im Dorf gelebt hatten, waren es Ende 1946 250 - eine Steigerung um 47 Prozent. Im Zuge der Bodenreform vom Herbst 1945 wurde auch in Storbeck ein Hof enteignet - zwar lag dieser mit knapp 59 Hektar deutlich unter der Grenze von 100 ha, da die Besitzer aber im benachbarten Schliecksdorf einen weiteren Hof mit gut 44 Hektar bewirtschafteten, zählten sie als Großbauern. Aus dem enteigneten Besitz wurden fünf Voll- und zwölf Kleinsiedlerstellen geschaffen.


Entwicklung während der DDR-Zeit

Das folgende Jahrzehnt stand auf dem Lande im Zeichen der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft. Zwar setzten die Storbecker wie vielerorts dieser Entwicklung erheblichen Widerstand entgegen, dennoch wurde im Frühjahr 1954 wurde die erste LPG "IV. Parteitag" gegründet, die später in die LPG "Frohe Zukunft" umbenannt wurde. Dies war bereits von Beginn an eine Genossenschaft vom Typ III, bei welchem neben dem Boden auch sämtliches lebende und tote landwirtschaftliche Inventar sowie Gebäude in Genossenschaftsbesitz bzw. -nutzung übergingen. Im sogen. „Sozialistischen Frühling“ gründeten die letzten verbliebenen Einzelbauern unter erheblichem politischem Druck die LPG „Märzsonne“ vom Typ I - hier wurde zunächst nur der Boden gemeinschaftlich bewirtschaftet. 1971 schließlich erfolgte der Beitritt der inzwischen in einer LPG vereinten Storbecker Genossenschaftsmitglieder zur LPG "Klement Gottwald" in Flessau, nachdem man schon seit einigen Jahren in einer sogen. Kooperationsgemeinschaft gewirtschaftet hatte. Mit der Umstrukturierung und Intensivierung der Kooperationen in den 1970er Jahren entstand dort ein landwirtschaftlicher Großbetrieb, welcher in 13 Dörfern ca. 6.000 Hektar bewirtschaftete und daneben auch eine bedeutende Milchviehhaltung betrieb. Storbeck war Standort einer Schweine- sowie einer Rinderproduktionsanlage.

1973 endete auch Storbecks Selbständigkeit als Gemeinde, das Dorf wurde nach Flessau eingemeindet. Die Storbecker Schüler besuchten bereits seit 1963 die Schule in Flessau, wo 1969 eine moderne Zentralschule gebaut wurde. Damals wurde im ehemaligen Storbecker Schulhaus eine Konsumverkaufsstelle eingerichtet, welche bis Anfang der 1990er Jahre betrieben wurde.

Auf dem Gelände der ehemaligen Hühnerhaltung der LPG wurde 1972 der Reitplatz des 1968 gegründeten Reit- und Fahrverein Flessau e. V. errichtet und der Stall entsprechend umgebaut. Damit wurde auch an die lange Tradition der Pferdezucht in Storbeck angeknüpft. Ebenfalls in den 1970er Jahren erfolgte die Melioration des Markgrabens, welcher bis dahin häufig für Überschwemmungen gesorgt hatte.


Entwicklung seit 1989/90

Die politische Wende 1989/90 brachte wie allerorts neben der langersehnten politischen Freiheit auch für die Storbecker erhebliche Einschnitte im Alltagsleben mit sich. Infolge des Verlustes zahlreicher Arbeitsplätze in der näheren Umgebung und im Zusammenspiel mit der allgemeinen demographischen Entwicklung sank auch die Einwohnerzahl im Dorf dramatisch, der Rückgang ist bis heute nicht vollständig gestoppt, ein gegenläufiger Trend jedoch zu beobachten. - Eine Reihe von in den letzten Jahren neu erbauten Wohnhäusern vor allem westlich der Kirche zeugt davon, dass Storbeck nach wie vor als Wohnort attraktiv ist. Die bereits 1929 gegründete Freiwillige Feuerwehr spielt heute wie in vielen Dörfern eine wichtige Rolle im Dorfleben von Storbeck. Mit je einem Betriebsteil der Agrargenossenschaft Ballerstedt und der Flessauer Milchproduktion GmbH ist die Landwirtschaft auch heute in Storbeck von Bedeutung.


Text: Corrie Leitz (Historikerin)
Diese Ortsbeschreibung wurde mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des Tourismusprojektes 2015-2017 erstellt.

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