Sehenswertes in Groß Rossau

Die Dorfkirche in Groß Rossau

Beinahe wie in einem Buch ist die bewegte Bauhistorie dieser Kirche an ihrer Außenhaut ablesbar.
Nachdem zunächst von Osten her mit dem Bau einer turmlosen Feldsteinkirche begonnen worden war, führte man den Bau - evtl. nach dem Vorbild der Klosterkirche Krevese - in Backstein fort. So reicht das Feldsteinmauerwerk an Chor und Apsis nur bis zu den Sohlbänken der Fenster. Erst in gotischer Zeit wurde der auf der Westwand des Saales aufsitzende Turm aus Feldstein angebaut und schließlich im späten Mittelalter die Apsis der Traufhöhe des Chores angeglichen.
Auch in den folgenden Jahrhunderten – u. a. 1652, 1784, 1871 - gab es mehrfache Veränderungen. So sind von den romanischen Rundbogenfenstern lediglich zwei auf der Südseite erhalten geblieben, auf der Nordseite von Schiff und Chor und an der Apsis sind die vermauerten romanischen Fensteröffnungen noch deutlich zu erkennen. Alle übrigen Fenster wurden im 19. Jhdt. außen rechteckig erweitert und
innen mit Segmentbögen überwölbt. Eine große Vermauerung in Backstein auf der Südwand des Schiffs bezeichnet die Stelle, wo sich früher das Erdbegräbnis der Familie von Rossow mit zugehörigem Patronatsstuhl befand.
Der Innenraum wird von zwei mächtigen Emporen dominiert, darunter die aufwändig verzierte Südempore (nach 1657). Neben dem zierlich wirkenden Hochaltar mit bogenförmigen Durchgängen (1784) und der prachtvollen Kanzel (1650) beeindrucken das spätbarocke Gestühl und drei wohl aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammende Kastenstühle. Orgelempore und Orgel stammen dagegen aus den Jahren 1871 und 1877.
Besonders wertvoll ist die im Jahr 1490 gegossene Glocke, deren Schöpfer – der bedeutende niederländische Glockengießer Gerhard van Wou aus Kampen - durch den Guss der Erfurter Gloriosa (1497) Berühmtheit erlangte.
Auf die Familie von Bismarck, welche seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert auch das Patronat über die Kirche inne hatte, weisen Inschriften an der anderen Glocke aus dem Jahr 1588 sowie an der Südempore hin.

Text: Corrie Leitz (Historikerin). Mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt
im Rahmen der Osterburger Tourismusprojekte 2015 - 2017.

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